Freitag, 28. Oktober 2011

Ode an Prishtina

oh stadt des guten duftes!
bescherst uns nicht nur gaumenfreuden,
sondern auch des augens bläuen.
das klischee: im nu verpufft es.

nie wieder möcht ich dich missen
in deinen gassen ewig wandeln
um uns in dir zu tode zu handeln
es gibt hier nicht einmal hornissen!

so sag uns liebes schönes land?
wo kommen all die hunde her?
sie mögen ihre hoden sehr.
daneben verkauft ein junger mann tand
roboterhühner aus chinaland.

auch japaner gibt es hier
sind anders als man denken mag
ob das wohl an den genen lag
ich denk das liegt am guten bier

in deine kalten duschen spring ich
deinen langen nächten wohn ich bei
wo auch immer die party sei
und gehe erst bei tageslicht
wenn der erste sich den schädel bricht
dann geh ich und du gehst nicht.

rap, breakdance und blut

Frühmorgens wurde Merlene sanft von den Klängen Ster- und Grissenmannscher Gedanken aus dem Schlaf geholt. Elfengleich schritt sie dem Badezimmer entgegen, um ihren Körper zu reinigen. Doch! Siehe: die Vorrichtung führte nur gebirgsquellkaltes Wasser. Und so beschlossen sie, schmutzig zu bleiben um emanzipiert in einem Männerlokal zu frühstücken.
Da der Botschafter so lieb darum bat, ließen wir uns gnädig dazu herab uns für den Abend freizumachen um den Festivitäten anlässlich des österreichischen Nationalfeiertags beizuwohnen.
Zu diesem Zweck druckten wir uns selbst Einladungen aus, wobei uns der Opa des Druckereibesitzers stolz darauf aufmerksam machte, einmal im 22ten Bezirk gewohnt zu haben.

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Der Vormittag verlief spannend und ereignisreich. Um auszuruhen aßen wir dann im kühlen Schatten eines Pferdearsches zu Mittag.
Der Nachmittag verlief noch spannender und noch ereignisreicher.

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Nachdem wir realisierten, dass wir eine Hand geschüttelt hatten, die vor nicht allzu langer Zeit Martin Parrs Hand berührt hatte, beschlossen wir uns nie wieder die Hände zu waschen, wie wir es uns heute Morgen ohnehin vorgenommen hatten.
Unsere österreichischen Mitbürger nahmen es uns Abends nicht übel, wohl weil wir so schick gekleidet waren, aber auch da der Empfang größtenteils aus Bundesheermitgliedern bestand. Die sind sowieso an schweißgebadete Körper gewöhnt. Empfangen wurden wir von freundlich in Erdtönen gekleideten Jünglingen mit Maschinenpistolen, die keine unserer schmachtenden Blicke und zaghaften Grüße erwiderten. Schade. Auch die Bardamen waren wohlrasierte, gestandene Männer, die von unserer Jugendlichen Grazie so geblendet waren, dass sie uns mit einem verklärten Lächeln den besseren Wein einschenkten.

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Bis auf einen kurzen Stromausfall, der die Bundesheerler erschrocken kreischen ließ, verlief die Rede klassisch. Nichteinmal die pompös ins Mikro geschmetterte Bundeshymne, konnte uns aufwecken. Erst der Duft des echt-österreichischen Buffets vermochte unsere Lebensgeister anzuregen. Gierig stopften wir uns Proviant in die Backen und verzogen uns in eine stille Ecke. Der Einzige, der versuchte uns zu stören, wurde kurzerhand verspeist.
Die Entscheidung, uns etwas von dem leckeren Gulasch in unseren Taschen mitzunehmen bereuten wir erst, als wir das Etablissement, nach allen Seiten grüßend, verließen. An unserer Seite schritt stolz eine japanische Ingenieurin in einem kommunistisch anmutenden Kostüm und viel zu großen Stöckelschuhen. Dem wurde durch eine öffentliche Sockentauschaktion abgeholfen.

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Danke Österreich!

Zum zweiten Mal wurden wir von dubios-skurillen Menschen, die wir nur flüchtig kannten, enführt. Zum zweiten Mal diesen Abend wurde uns Speiß und Trank angeboten. Und zum zweiten Mal in zwei Tagen sahen wir die Band "Gypsy Groove". Alle guten Dinge sind zwei!

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Merlene war angetan von all den bärtigen, buschigen Gesichtern und wurde wuschig. Um uns zu beeindrucken ließen sich die jungen Roma-Männer etwas ganz Besonderes einfallen: sie breakdancten zu den jazzigen Klängen bis das Blut spritzte, woraufhin wir uns schlecht fühlten, weil wir so sexy sind.

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Anschließend stieg auch Susanna endlich jemandem auf den Fuß. Begeistert hielt sie einen Vortrag über Prishtinas Identität des Knubbeligen, während wir auf dem Weg in eine abgelegene Bahnhofskneipe unsere Muskulatur betätigten. In guter Gesellschaft und mit 99 Cent-Bier namens "Hugo" klang der Abend schließlich aus. Gutes Ende.

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